Die weltgrößte Kryptowährungsbörse Binance verzeichnete im vergangenen Jahr einen erheblichen Rückgang des Spot-Handelsvolumens, nachdem ein Jahr voller rechtlicher Turbulenzen die Plattform Marktanteile an kleinere Konkurrenten und dezentrale Börsen (DEX) verlieren ließ.
Zwischen Oktober 2023 und 2024 erlitt Binance einen Rückgang von 13 % und sank von einem Marktanteil von 52,5 % auf 39,5 %. Im gleichen Zeitraum verlor Binance auch 8,4 % seines Marktanteils im Bereich der Kryptowährungsderivate, der von 50,9 % auf 42,5 % zurückging, wie ein Bericht von 0xScope zeigt.
Binance continues to lose share on the spot market: share has fallen from 52.5% to 39.5% in a year - 0XScope data pic.twitter.com/hAwXn83mBf
— NekoZ (@NekozTek) October 22, 2024
Mehrere kleinere Kryptowährungsbörsen profitierten von Binances nachlassendem Erfolg, darunter die nach Handelsvolumen drittgrößte Börse Bybit, die ihren Marktanteil von 3,2 % auf 8,1 % mehr als verdoppelte. Ebenso konnte OKX, die viertplatzierte Börse, ihren Marktanteil von 5,4 % auf 6,38 % steigern.
Die achtplatzierte Kryptobörse Bitget steigerte ihren Marktanteil im Laufe des Jahres um fast 50 % und kontrolliert nun 10,28 % des Spot-Marktes – ein Anstieg von bescheidenen 7 %. Bitget, das 2018 gegründet wurde und Spot-, Derivate- und Copy-Trading-Funktionen anbietet, profitierte möglicherweise von hochkarätigen Partnerschaften mit dem italienischen Fußballriesen Juventus und der globalen Fußball-Ikone Lionel Messi.
Der Rückgang von Binances Handelsvolumen wirkt noch drastischer, wenn man einen Zweijahreszeitraum betrachtet – im Oktober 2022 hielt Binance noch eine dominante Marktstellung mit 62 %, was bedeutet, dass der Marktanteil der Börse in nur zwei Jahren um 36 % gesunken ist.
Krypto-Trader wenden sich dezentralen Börsen zu
Dezentrale Börsen (DEX) unterscheiden sich von zentralisierten Plattformen wie Binance und Coinbase dadurch, dass sie den Handel anonym und ohne Erlaubnis ermöglichen. Die Transaktionen werden vollständig on-chain abgewickelt, wobei die Nutzer stets die Kontrolle über ihre eigenen Gelder behalten.
Das Handelsvolumen bei DEX verdoppelte sich von 61 Milliarden US-Dollar im Oktober 2023 auf über 150 Milliarden US-Dollar im Oktober 2024, wobei Plattformen wie Raydium, Uniswap und PancakeSwap den Großteil des Handelsvolumens verarbeiten. Dieser Anstieg ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass DEX im Juli 2020 gerade einmal ein Handelsvolumen von über 600 Millionen US-Dollar aufwiesen, so Daten von DeFiLlama.
Der stetige Anstieg des DEX-Handelsvolumens von Jahr zu Jahr deutet darauf hin, dass immer mehr Kryptowährungsnutzer mit den Feinheiten der Blockchain-Technologie vertraut werden.
Während zentralisierte Börsen wie Binance für den Alltag eine reibungslosere Nutzererfahrung bieten, geben die Nutzer hier die Kontrolle über ihre Gelder ab und müssen der Plattform vertrauen, ihre Versprechen einzuhalten.
DEX hingegen ermöglichen es Händlern, ihre Gelder selbst zu verwalten und auf vertrauenslose Weise zu operieren. Allerdings kann die zusätzliche Verantwortung für Neueinsteiger in den Krypto- und Blockchain-Bereich überwältigend sein, da ihnen anfangs oft das technische Wissen fehlt.
Darüber hinaus haben dezentrale Plattformen möglicherweise vom Aufstieg des Memecoin-Marktes im vergangenen Jahr profitiert – ein Markt, der laut Daten von CoinGecko mittlerweile einen kombinierten Wert von 74 Milliarden US-Dollar erreicht hat. Aufgrund ihrer offenen Natur sind DEX eher bereit, Memecoins zu listen als zentralisierte Börsen, die oft Bedenken hinsichtlich rechtlicher Haftung haben.
Binances rechtliche Schwierigkeiten
Der Verlust von über einem Drittel seines Marktanteils in nur zwei Jahren fällt zeitlich mit Binances zunehmenden rechtlichen Problemen zusammen, die letztlich zur Ablösung des langjährigen CEO und Gründers Changpeng Zhao (CZ) führten.
Im Juni 2023 wurde Binance von der US-Börsenaufsicht SEC verklagt, die dem Unternehmen und seinem damaligen CEO CZ vorwarf, Milliarden von US-Dollar an Nutzervermögen veruntreut zu haben.
Binance wurde beschuldigt, gegen US-amerikanische Anti-Geldwäsche-Gesetze verstoßen zu haben, und erzielte schließlich eine Einigung mit der SEC, bei der das Unternehmen 4,3 Milliarden US-Dollar zahlte – eine der höchsten Strafzahlungen in der Geschichte. CZ selbst wurde zu einer Geldstrafe von 50 Millionen US-Dollar verurteilt und trat als CEO zurück. Sein Nachfolger wurde Richard Teng, der frühere Global Head of Regional Markets von Binance.
Zhao wurde zu einer viermonatigen Haftstrafe verurteilt, weil er keine angemessenen Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche bei Binance umgesetzt hatte, und wurde im September 2024 entlassen.
Das sich wandelnde Landschaftsbild der Krypto-Börsen
Letztendlich ist die Landschaft der Krypto-Börsen äußerst reaktiv gegenüber laufenden Entwicklungen wie Token-Listings, Marktneuigkeiten und rechtlichen Auseinandersetzungen.
Der Aufstieg dezentraler Börsen und das wachsende technische Wissen der Nutzer stellen eine zusätzliche Konkurrenz für zentralisierte Giganten wie Binance dar, die – wie andere große zentralisierte Börsen – mittlerweile ihre eigene DEX eingeführt haben, um den Nutzern den Handel auf einer quelloffenen, nicht-kustodialen Plattform zu ermöglichen.
Mit laufenden Entwicklungen zur Erweiterung ihrer Listings und Funktionen sowie einer größeren Bereitschaft, dem Memecoin-Markt zu dienen, ist es jedoch schwer vorstellbar, dass Binance seinen ersten Platz bei den Marktanteilen so bald aufgibt.
In den zwei Monaten nach Binances 4,3-Milliarden-Dollar-Einigung mit der SEC stieg der Marktanteil der Plattform um 49 %, was darauf hindeutet, dass selbst große rechtliche Schwierigkeiten ihrer Beliebtheit bei Krypto-Händlern keinen dauerhaften Schaden zufügen können.
HODL Team
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