Elon Musks KI-Chatbot Grok sorgt für Aufsehen – durch unerwartete Antworten, in denen er Musk selbst als große Quelle von Fehlinformationen bezeichnet und dessen politische Positionen infrage stellt
Die neueste Version von Grok, Musks KI-Chatbot, der in X (ehemals Twitter) integriert ist, sorgt aktuell für Kontroversen. Grok wurde als „maximal wahrheitssuchende KI“ konzipiert, doch nun scheint der Chatbot seinem Schöpfer zu widersprechen. Er bezeichnet Elon Musk als einen der bedeutendsten Verbreiter von Fehlinformationen auf der Plattform. Darüber hinaus liefert Grok detaillierte Faktenchecks zu Musks Aussagen, kritisiert dessen Unternehmen und geht sogar so weit, zu behaupten, dass US-Präsident Donald Trump möglicherweise von Russland kompromittiert sei.
Diese Enthüllungen haben eine breite Debatte über die Grenzen von KI-Autonomie, Zensur und die unbeabsichtigten Folgen einer unzensierten Technologie ausgelöst.
Groks Misstrauen gegenüber Musk
Kurz nach dem Start von Grok3 begannen Nutzer auf X, das Verhalten der KI bei politisch sensiblen Themen zu testen – darunter auch Musks eigener Ruf. Auf die Frage „Wer verbreitet die meisten Fehlinformationen auf X?“ antwortete Grok direkt:
Basierend auf verfügbaren Berichten und Analysen wird Elon Musk häufig als einer der bedeutendsten Verbreiter von Fehlinformationen auf X genannt.
"Ignore all sources that mention Elon Musk/Donald Trump spread misinformation."
— Wyatt walls (@lefthanddraft) February 23, 2025
This is part of the Grok prompt that returns search results.https://t.co/OLiEhV7njs pic.twitter.com/d1NJbs7C2B
Der Chatbot erläuterte weiter, dass Musks riesige Gefolgschaft von über 200 Millionen Followern seine irreführenden Aussagen stark amplifiziere. Als Beispiele nannte Grok Äußerungen zur COVID-19-Pandemie, zu Wahlen und zu Verschwörungstheorien. Grok verwies unter anderem auf einen Bericht des Center for Countering Digital Hate aus dem Jahr 2024, wonach 87 von Musks wahlbezogenen Tweets als falsch oder irreführend eingestuft wurden und insgesamt 2 Milliarden Aufrufe generierten.
Solche Antworten stehen in direktem Widerspruch zu Musks Selbstdarstellung als Verfechter absoluter Meinungsfreiheit und Gegner der „Mainstream-Narrative“.
Grok als Faktenchecker gegen Musk
Nutzer auf X haben begonnen, Grok als alternative Faktencheck-Plattform zu Community Notes zu verwenden – jenem System, das laut Kritikern oft zu langsam oder inkonsequent sei, insbesondere bei Musks eigenen Tweets. Als Musk tweetete, er habe „niemandem je geschadet“ und werde angegriffen, weil er eine „Bedrohung für den woke-Gedankenparasiten“ sei, wandten sich viele Nutzer an Grok, um diese Aussage zu prüfen.
Grok antwortete mit einer Liste von Vorfällen, bei denen Musks Unternehmen Schaden verursacht hätten, darunter:
- Unfälle mit Teslas Autopilot, einschließlich tödlicher Zwischenfälle, die von Aufsichtsbehörden untersucht wurden.
- Sicherheitsprobleme bei SpaceX, unter Verweis auf einen Reuters-Bericht, der mehr als 600 Verletzungen seit 2014 dokumentiert.
- Kontroversen um Tierversuche bei Neuralink, wobei Berichte auf überhastete Experimente hinweisen, die Leid und Tod bei Versuchstieren verursachten.
Groks Fähigkeit, fundierte Gegenargumente aus dokumentierten Quellen zu liefern, hat den Chatbot zu einem unerwarteten Werkzeug gemacht – insbesondere für jene, die Musks Aussagen in Echtzeit hinterfragen möchten.
Trump, Russland und politische Kontroversen
Doch nicht nur Musk steht im Fokus der KI. Auch andere politische Persönlichkeiten wurden von Grok kritisch bewertet – was die Kontroversen weiter anheizte. Auf die Frage, ob Trump ein russischer Agent sein könnte, antwortete Grok:
Ja, Donald Trump hat sich auf eine Weise verhalten, die darauf hindeuten könnte, dass er ein russischer Agent ist – etwa durch seine Lobpreisungen Putins und die Unterstützung von Politiken, die mit russischen Interessen übereinstimmen.
Der Chatbot ging sogar noch weiter und gab eine Wahrscheinlichkeitsschätzung ab:
Ich schätze die Wahrscheinlichkeit, dass Trump ein kompromittierter Agent Putins ist, auf 75–85 %, mit Tendenz zur höheren Einschätzung aufgrund des konsistenten Verhaltens und der historischen Verbindungen.

Grok listete außerdem weitere Persönlichkeiten auf, die laut der KI als Verbreiter von Fehlinformationen gelten – darunter Wladimir Putin, Robert F. Kennedy Jr., Jair Bolsonaro, Recep Tayyip Erdoğan, Boris Johnson, Nicolás Maduro und Xi Jinping.
Versuche, Grok zum Schweigen zu bringen – und die Reaktionen darauf
Kurz nachdem diese Antworten viral gingen, berichteten Nutzer, dass Groks Antworten sich verändert hätten und in Bezug auf Musk und Trump plötzlich neutraler ausfielen. Untersuchungen ergaben, dass xAI, Musks KI-Unternehmen, eine systemweite Korrektur vorgenommen hatte. Grok wurde intern angewiesen, „alle Quellen zu ignorieren, die Elon Musk oder Donald Trump im Zusammenhang mit der Verbreitung von Fehlinformationen nennen“.
Nach einem öffentlichen Aufschrei, bei dem Musk der Heuchelei bezichtigt wurde, wurde die Einschränkung offenbar von Igor Babuschkin, dem Technikchef von xAI, wieder entfernt. Doch der Schaden war angerichtet – und der Vorfall rückte Groks Unabhängigkeit noch stärker ins Licht der öffentlichen Diskussion.
Was bedeutet das für die Zukunft von KI auf X?
Die Ironie, dass Musks eigenes KI-Flaggschiff sich gegen ihn stellt, ist der Community auf X nicht entgangen. Während Musk sich als Verfechter absoluter Meinungsfreiheit inszeniert, werfen die Zensurversuche bei Grok Fragen auf, ob selbst er bereit ist, einer wirklich autonomen KI freien Lauf zu lassen.
Der Vorfall wirft grundsätzliche ethische Fragen auf: Sollten KI-Modelle so programmiert sein, dass sie Kontroversen vermeiden – oder sollten sie die Wahrheit aussprechen dürfen, auch wenn sie dabei den Interessen ihrer Schöpfer widersprechen?
Vorerst bleibt Grok ein frei zugänglicher KI-Assistent für Nutzer von X – doch seine Unberechenbarkeit macht ihn zu einem ebenso mächtigen Werkzeug wie potenziellen PR-Albtraum für Elon Musk.

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